Bein verloren – Hoffnung gefunden
Die Geschichte von Wubit B. ist eines von zahllosen Beispielen, wie kleine Verletzungen, die nicht richtig behandelt werden, zur lebensbedrohlichen Gefahr werden können. Doch heute ist die 20-jährige junge Frau voller Hoffnung.
Mesfin Shiferaw, Projektmanager im Misrach Center | Lesezeit: 3 Minuten
Wubit stammt aus einem Dorf in Äthiopien, etwa 120 Kilometer nördlich der Hauptstadt Addis Abeba. Sie ist eines von sechs Kindern, die Eltern sind Kleinbauern. Als Kind zog sie sich eine Infektion am rechten Fuss zu, der man mit üblichen lokalen Methoden zu begegnen versuchte. Unter anderem wurde die betroffene Stelle mit einer Rasierklinge «behandelt». Dadurch wurde das Problem aber nicht besser, im Gegenteil. Im örtlichen Gesundheitszentrum konnte man Wubit auch nicht helfen.
Als sich Wubits Zustand immer weiter verschlechterte und sie an starken Schmerzen litt, verkaufte die Familie ihren ganzen Besitz, um der geliebten Tochter eine Behandlung in einem Krankenhaus in Addis Abeba zu ermöglichen. Da das nicht ausreichte, erbettelte die Mutter zusätzlich Geld im Familienverband und in der Dorfgemeinschaft. Inzwischen hatte sich die Infektion ausgebreitet, so dass die Ärzte entschieden, das Bein zu amputieren. Die Eltern fanden eine wohltätige Organisation, die bereit war, Wubit mit einer Prothese und auch bei der Schulbildung zu unterstützen.
Nach der sechsten Klasse kehrte sie zu ihrer Familie zurück, wobei ihr Vater inzwischen verstorben war. In ihrem Heimatdorf war der Schulbesuch wegen des langen Wegs allerdings schwierig. Als Wubit in die neunte Klasse kam, hörte sie über einen Kontakt vom Misrach Center, das Menschen mit körperlichen Einschränkungen eine Berufsausbildung ermöglicht. Sie beschloss, nach Addis zu reisen und dort ihr Glück zu versuchen. Tatsächlich wurde sie ins MC-Sozialprogramm aufgenommen und konnte eine Ausbildung als Optikerin beginnen. Als eine der ersten profitierte sie von der Erweiterung der Unterkünfte und konnte im MC wohnen.
Wubit bei ihrer Ausbildung zur Optikerin im Misrach Center
Im Oktober 2025 hat Wubit die Ausbildung erfolgreich beendet und hat Aussicht auf eine Stelle bei einer befreundeten Organisation, bei der sie bereits ein Praktikum absolviert hatte. Weiter möchte sie in ihrem Heimatort andere Kinder und Jugendliche mit körperlicher Behinderung ermutigen und unterstützen. Wichtig ist ihr auch der Glaube. Sie sagt: «Ich finde keine Worte, um meine Dankbarkeit gegenüber Gott auszudrücken, denn er ist gut, und seine Güte hat kein Ende.» Als Ausdruck dieser Dankbarkeit und Freude hat Wubit sich während ihrer Ausbildungszeit entschlossen, sich taufen zu lassen. eee