Überleben im Sudan
Seit bald anderthalb Jahren kämpfen im Sudan zwei verfeindete Armeen gegeneinander, ohne jede Rücksicht auf die Zivilbevölkerung. Die humanitäre Lage im Land ist katastrophal.
R., administrativer Leiter Abu Rof-Klinik | Lesezeit: ca. 5 Minuten
Im Zuge der heftigen Kämpfe wurde die Abu Rof-Klinik, die während Jahrzehnten den Ärmsten der Armen diente, leider weitgehend zerstört. Das konnte ein Mitarbeiter, der während einer eher ruhigen Phase des Krieges die Klinik besuchte, in Erfahrung bringen. Videoaufnahmen, die er vom Besuch mitbrachte, zeigen ein Bild der Verwüstung: Einzelne Räume sind eingestürzt, der Innenhof ist mit Trümmern übersät, das Lager mit den Medikamenten- und Milchpulvervorräten geplündert. Auch alle medizinischen Geräte wurden gestohlen.
Die humanitäre Lage im Land ist katastrophal: Wohl mehr als zehn Millionen Menschen mussten fliehen, entweder in Landesteile, die vom Krieg verschont blieben oder in Nachbarländer wie den Tschad, der allerdings auch ohne Massen von Flüchtlingen schon zu den ärmsten Ländern Afrikas zählt. Die Not ist unbeschreiblich.
Danke, dass ihr uns nicht vergessen habt!
Eine gute Nachricht gibt es allerdings: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abu Rof-Klinik, die alle flüchten mussten, sind wohlauf, wobei zu einer Mitarbeiterin der Kontakt seit längerem abgebrochen ist. Über verschlungene Wege gelingt es bislang auch, ihnen ihren monatlichen Lohn zukommen zu lassen. Der finanzielle Bedarf für diese Nothilfezahlungen, die das Überleben der Mitarbeiter und ihrer Familien sichern, beträgt pro Monat etwa 6000 Franken. Es ist nach wie vor unser Ziel, die medizinische Arbeit im Sudan wieder aufzunehmen, wenn es die Lage zulässt. Wie, wann und in welcher Form, ist völlig offen. Wir sind dankbar für alle Missionsfreunde, die dieses Anliegen mit uns im Gebet bewegen.
Leider ist der Kontakt zum Mitarbeiterteam sehr spärlich, da die meisten kein Mobiltelefon besitzen. Mitarbeiter A., der auch die Videoaufnahmen machte, teilte kürzlich mit: «Wir sind so dankbar, dass die Mission uns nicht vergessen hat. Auch danken wir Gott für seine besondere Bewahrung und Versorgung bis zum heutigen Tag. Wenn wir das Haus verlassen, wissen wir nicht, ob wir lebend zurückkommen. Wenn wir uns abends schlafen legen, wissen wir nicht, ob wir wieder aufwachen. Wenn wir essen, wissen wir nicht, ob wir auch für den nächsten Tag eine Mahlzeit auftreiben können.»
Hilfe für Flüchtlinge in Ägypten
Weiterhin läuft auch das Hilfsprogramm des Nil-Spitals für Menschen, die aus dem Sudan nach Oberägypten geflüchtet sind. Wir hörten zum Beispiel von einer ganzen Gruppe Sudanesen, die eine halbe Stunde entfernt von Naqada leben und die unter Augenproblemen litten. Wir boten ihnen an, sie in unserer Augenabteilung zu untersuchen. Sie organisierten selber den Transport und kamen mit zwei Kleinbussen – insgesamt 43 Menschen, die meisten Muslime. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sie sich darüber freuten, dass sich jemand um ihre Leiden kümmerte!